mollabiogWelche Erwartungen hat man an einen „Integrationsrat“?

In den bevorstehenden Tagen und Wochen wird der Ausländerbeirat aufgehoben durch die Gründung eines Integrationsrates. Hier verbirgt sich für viele Bürger die Gefahr, dass in dem Integrationsrat nicht Vertreter sein werden, die einen Bezug zu Migranten haben oder das Interesse verfolgen, als Sprachrohr für die Stimme der Migranten zu dienen. Auch Migranten, die schon seit 50 Jahren in Münster leben, sind mit Herz interessiert an einer gelingenden Integration und an einem friedlichen Zusammenleben aller Kulturkreise wie in kaum einer anderen Stadt Deutschlands. Seit 1972 lebe ich in Münster und versuche sämtliche Entwicklungen im Bereich Soziales, Kunst und Kultur zu verfolgen. Aufgrund meiner Arbeit bei Radio Kaktus Münster e.V. konnte ich seit 27 Jahren viele Erfahrungen im Bereich der Sozial-, Kunst-, Kultur und Bildungsarbeit sammeln. Eines der Oberziele von Kaktus Münster e.V. ist die Integration von Migranten/innen vor allem durch Kunst- und kulturfördernde Maßnahmen für ein friedliches Zusammenleben aller Kulturen, Nationalitäten und Religionen.
Als Geschäftsführer von Kaktus Münster e.V. habe ich die Arbeit des Ausländerbeirates seit seiner Gründung sehr genau mitverfolgt und oft darüber geschrieben, zahlreiche Interviews mit unterschiedlichen Vertretern und Fachpersonen aus dem Bereich Ausländer-/ Migrationsarbeit geführt und Sendungen ausgestrahlt.
Bis vor 6 Jahren habe ich im Sozialausschuss der Stadt Münster die Belange von Migranten/innen vertreten. Wahrend dieser Zeit habe ich erlebt, wie zahlreiche Migranten in den Ausländerbeirat gewählt worden sind. Unter den Gewählten waren besonders viele Migranten/innen vertreten, die einst als Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland gekommen sind.
Leider haben viele dieser gewählten Personen versucht den Ausländerbeirat als Karriereleiter zu benutzen. Keine dieser Personen hat bisher ein Projekt zustande gebracht oder ein Projekt für den Bereich Arbeit, Gesundheit oder Kultur unterstützt, um die Integration und die Belange von vor allem Nicht-Einheimischen zu fördern.
In den bevorstehenden Tagen wird der Integrationsrat in Münster gewählt. Mein Wunsch ist, dass die Migranten/innen vor allem durch Kultur- und Bildungsprojekte besser integriert werden. Daher hoffe ich, dass entsprechend kompetente und vor allem auch projekterfahrene Vertreter in den Integrationsrat gewählt werden, die in erster Linie an die Belange ihrer nicht-einheimischen Mitbürger denken. Ich bin der Überzeugung, dass nur solche kompetenten Vertreter als Sprachrohr für die Migranten/innen dienen können.

Es geht das Gerücht herum, dass sich zahlreiche Kandidaten im Namen von bestimmten Parteien zur Wahl stellen. Ich denke, dass diese Form der Verbreitung von Fehlinformationen  den Parteien schadet und  zu einer Täuschen und Irreführung der Wählerschaft führt.

Ich bin fest davon überzeugt, dass sowohl die Parteien als auch die Migranten/innen aus der Vergangenheit lernen und Nationalitäten und Religionen nicht als Maßstab für eine gut funktionierende Politik nehmen. Daher empfehle ich, Kompetenzpersonen zu wählen, die genügend Erfahrungen aus dem Bereich Sozial-, Kunst-, Kultur- und Bildungsarbeit verfügen.
Als Autor, Dichter und Geschäftsführer von Kaktus Münster e.V. sehe ich die bevorstehende Wahl als Chance, dass die Wähler geeigneten Vertretern/innen ihre Stimme geben. Ich werde nicht für den Integrationsrat kandidieren, sehe es aber als Vertreter von Sozial-, Kultur- und Bildungsarbeit als meine Pflicht, ganz deutlich zu betonen, dass sich die Eignung eines/einer Kandidat/in meiner Meinung nach nicht nur daran zeigt, dass er die Belange einzelner Kulturen vertreten kann, sondern darüberhinaus auch das Interesse verfolgt, alle in Münster zusammenlebenden Kulturen einander näher zu bringen. Ich hoffe, dass die lokalen Parteien nicht zulassen, dass Kandidaten irreführend die Parteinamen ausnutzen und den Parteien und Wählern Schaden zu fügen. Für die Einheimischen und Migranten soll der Integrationsrat eine integrationsfördernde Institution darstellen und aus entsprechend qualifizierten Vertretern bestehen, die Einheimische, Migranten und unterschiedliche Kulturen einander näher bringen. Ich hoffe, dass die zukünftigen Vertreter über eine entsprechend gute Kompetenz wie der bisherige Vorsitzende des Ausländerbeirates Spyros Marinos verfügen und im Sinne der integrativen Förderung und des friedlichen Zusammenlebens handeln.

Januar 2010